Mountainbike Sattel

Der richtige Sattel fürs Mountainbike

Der Sattel ist der wichtigste Berührungspunkt zwischen Mensch und Maschine. Manchmal leider auch der schmerzhafteste, wenn nämlich der Sattel nicht passt und dem Allerwertesten üble Qualen bereitet. Die Auswahl des Sattels fü das Mountainbike sollte daher sehr behutsam getroffen werden.

Sitzbeschwerden sind sicher das häufigste Ärgernis beim Mountainbiking und selbst Bike Profis sind davon nicht gefeit. Wenn Ihnen einmal der Allerwerteste weh tut, Sie sich womöglich auch noch wund gefahren haben, wird die kleinste Bike Tour zur Tortur! Die moderne Technik hat sich aber zum Glück diesem Thema angenommen und so gibt es heute Mountainbike Sättel für nahezu jede Form eines Hinterteils. Die Wahl des richtigen Sattels ist aber für sich schon eine Qual und da hilft wirklich nur ausprobieren. Die menschliche Anatomie ist so unterschiedlich ist, wie die Haarfarbe. Denn ob Sie auf einem Folterknecht sitzen oder nicht, offenbart sich erst nach einer längeren Fahrt auf dem Mountainbike.

Zur Wahl des richtigen Sattels für ein Mountainbike wird natürlich sehr viel geschrieben und noch mehr diskutiert. Kein Wunder, denn die Sattelindustrie tut ihr übriges, um dies zu forcieren. Die unterschiedlichsten Sättel werden heute im Mountainbiking angeboten. Mit Loch, mit Kerbe und sogar aus pickelhartem Carbon. Klar, das dies genügend Stoff für Diskussionen und Berichte gibt. Bisher bestanden so genannte Satteltests in der Regel aus dem Sammeln von Fahreindrücken und Erfahrungswerten sowie deren Auswertung. In jüngster Zeit sind einige Hersteller aber auf die Idee gekommen, zusammen mit Universitäten spezielle Hightech-Tests auf dem Bike durchzuführen. Ein überraschendes Ergebnis dieser „Sitz-Forschung“ lautet: Sättel für das Mountainbike, die sich zwar sehr komfortabel anfühlen, können trotzdem die Genitialdurchblutung äußerst negativ beeinflussen. Derzeit sind zwei verschiedene Untersuchungs-Methoden aktuell:

  • Der Urologe Dr. Frank Sommer kontrollierte an der Kölner Uniklinik mit einem speziellen Sensor die Penisdurchblutung auf dem Mountainbike Sattel und entdeckte gewaltige Unterschiede. Die Bandbreite reichte von lediglich 6 Prozent Durchblutung beim schlechtesten Sattel bis 90 Prozent beim besten.
  • Die zweite Methode ist noch etwas genauer. Zusätzlich zur Durchblutungsmessung wird der Sattel noch mit einer Druckmessfolie überzogen. Damit kann die exakte Druckverteilung auf der Sitzfläche gemessen und graphisch dargestellt werden. Damit zeigt sich, wie gut sich der Druck auf der gesamten Fläche verteilt. Eine optimale Lastenverteilung ist keine gleichmäßige, sondern eine, die die am meisten belastbaren Stellen mehr und die empfindlicheren weniger belastet.

Verblüffende Ergebnisse

Mountainbike Sattel
Carbonsattel: Knallhart aber nicht unbequem

Getestet wurden eine Menge gängiger Satteltypen bei mindestens zweistündigen Testfahrten auf dem Mountainbike, was einer normalen, anspruchsvollen Bike Tour entspricht und für die Praxis durchaus aussagekräftig ist. Das Ergebnis dieses Tests war verblüffend. Die Testfahrer kamen nämlich nicht unbedingt zu dem Ergebnis, dass die anatomisch „ausgefeilten“, also die „gesunden“ Sättel beim Mountainbiking auch sehr komfortabel sind. Die Übereinstimmung der beiden Testergebnisse war keineswegs eindeutig, sondern eher als Zufall zu bewerten. Auch als man die Testergebnisse mit den Aussagen der Mountainbike Testfahrer sowie mit den Produkten selbst verglich, blickte man keineswegs besser durch. Ein 64 Gramm leichter, aber pickelharter Carbonsattel schlug entgegen aller Annahmen bei der Durchblutungsmessung viele „anatomisch“ geformte Lochsättel. Er fiel aber in der Beurteilung des Fahrkomforts bei den Mountainbike Testern mit wehenden Fahnen durch. Voll krass fielen die Unterschiede der Ergebnisse beim strahlenden Sieger der „Durchblutungsmessung“ aus. Einem Mountainbike Sattel, der eigentlich genau dafür gefertigt wird. Er fiel beim Komfort volle Kanne durch!

Sie sehen, dass auch die moderne Wissenschaft in Bezug auf die Auswahl eines Sattels wenig weiterhelfen kann. Die ganzen vermeintlichen Widersprüche lassen aber trotzdem unter dem Strich einige Schnittmengen-Erkenntnisse zu, die grundsätzlich für die Beurteilung eines Mountainbike Sattels verwendet werden kann:

  • Sättel, die über die gesamte Länge aufwärts gewölbt sind, haben sowohl beim Komfort, als auch bei der Durchblutung schlecht abgeschnitten.
  • Lochsättel mit festem, breiten Rand um die Aussparung können zwar in puncto Durchblutung helfen, sind aber nicht unbedingt sehr komfortabel.
  • Sättel, deren Sitzfläche im hinteren Teil flach und ausreichend breit ist, schneiden in beiden Disziplinen gut ab.
  • Weibliche Testfahrer haben die Sättel im Großen und Ganzen auch nicht anders bewertet als die männlichen. Es gibt Sättel, die von beiden Geschlechtern als sehr komfortabel empfunden wurden. Egal, ob das ein spezieller Mountainbike Damensattel ist oder nicht. Einige Sättel, die man von Herstellerseite eher den Herren zugeordnet hatte, wurden komischerweise von einigen Fahrerinnen als höchst komfortabel bezeichnet.

Der letzte Punkt ist besonders interessant! Denn er widerspricht der im Mountainbiking weit verbreiteten Meinung, das Frauen einen speziell für ihre Anatomie geformten Sattel bräuchten. Sattelnasen-Druck ist für beide Geschlechter gleich unangenehm. Wie groß dieser ist, hängt unter anderem von der Breite der hinteren Sitzfläche ab. Frauen haben durchschnittlich sicher einen größeren Sitzhöckerabstand als Männer. Das gilt aber nicht für jeden Einzelfall! Deshalb ist es auch völlig normal, dass sich viele Frauen auf dem Mountainbike mit ganz normalen „Männersätteln“ wohl fühlen. Es kommt also weniger auf das Geschlecht, sondern viel mehr auf die Breite des Sitzhöckerabstandes an. Das gilt für Männer auf dem Mountainbike ebenso wie für Frauen. Diesen muss man messen!

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